Der Sucher sucht, das ist sein Recht
Und findet oft, was er gern finden „möcht“.
Sein Eifer sucht und zwingt ihn dann,
Das, was er sucht, auch finden kann.
Vom ganz GROSSEN GANZEN – ach HERRJE,
Sucht er nur ein kleines Stück … oh JEMINE!

So sucht er dann ein Leben lang
Und wird nicht müde,
Doch sein Blick fürs GROSSE GANZE
Hat bei diesem Sucher keine Chance …
Denn – was er jemals hat gefunden,
Stillte nur kurz den Wissensdurst,
Heilt niemals seine Sucherwunden …

Die Sucherkrankheit lebt in jeder Menschenseele,
Doch sucht sie meist an falscher Stelle,
Im AUSSEN ist nur manifestiert,
Was der Menschengeist im INNEREN gebiert.

Wozu das Suchen auch beenden?
Das fragt er sich mit gutem Recht.
Was hält er dann in seinen Händen?
So war sein Suchen leider schlecht.
Es bleibt ihm NICHTS,
ACH GOTT HERRJE …
Der Sucher tut sich selber weh!
Der Sucher HAT SICH SELBST ENTSCHIEDEN,
DABEI DAS FINDEN STETS GEMIEDEN.

Unter schönen Linden
Sind gereifte Äpfel kaum zu finden.
Vom GROSSEN GANZEN WEIT GETRENNT,
Glaubt ER, dass nur ER die Wahrheit wirklich kennt …
Mit wissenschaftlichen Belegen ausgestattet,
Lebt er dahin, bis er ermattet.
Die Lebenszeit mit Suchen ausgefüllt, 
Wird er bald alt, sehr traurig und auch müde …
Denn selbst die helle Sonne
Erscheint ihm jetzt
Oft zu trübe!

Erst auf dem Totenbett wir ihm ganz klar,
Dass seine Suche meist vergeblich war!
Er blickt zu Gott – erst jetzt wird ihm gewiss, 
Dass, was er vergeblich suchte,
Schon immer in ihm ist.

AMEN


Graz, 16. 9.1963
(Niederschrift. Ich lag mit Schleimbeutelentzündung im linken Schultergelenk im St. Anna Kinderspital)